1. Red Bull Tri Islands
Der etwas andere Triathlon: über drei Inseln
(Bericht von Kai)
Schon am Samstag musste wir aufgrund der sehr umfangreichen Logistik unsere kompletten Sachen für den Wettkampf abgeben, und waren dafür am Fähranleger in Dagebüll. Es mussten nicht nur das Fahrrad und eine Trinkflasche abgegeben werden, sondern auch ein Bekleidungsbeutel zum Radfahren, einer zum Laufen und einer für nach dem Wettkampf mussten gepackt, beschriftet und in LKW geladen werden. Schon hier galt es gut zu überlegen, denn vergessene Sachen hinterher bringen ging ja nicht.
Das Wetter dann am Wettkampftag Sonntag war leider deutlich kühler als noch am Samstag, bewölkt und grau und sehr windig. Wir mussten uns pünktlich zur Abfahrt der Fähre um 9:40 Uhr wieder am Anleger in Dagebüll einfinden und sind dann gut 2 Stunden lang durch die Nordsee nach Amrum gefahren. Zum Glück blieb es trocken, denn auf dem Sonnendeck gab es für uns ein zweites Frühstück bestehend aus Heißgetränken, Brötchen und Müsliriegeln und die Wettkampfbesprechung wurde dort von Daniel Unger durchgeführt.
Endlich auf Amrum angekommen, wurden dann alle Teilnehmer mit zwei Bussen in die Nähe des Strandes transportiert. Hier konnten wir uns umziehen, dann wieder mal einen Bekleidungsbeutel abgeben, nochmal was trinken (und zum WC) und sind dann alle zusammen auf einem Schotterweg und am Sandstrand (ein Naturschutzgebiet, in das keine Fahrzeuge fahren durften und damit auch keine Zuschauer erlaubt waren) etwa 2 km zum Schwimmstart marschiert. Um 14 Uhr war dann endlich der Start, man musste etwa 100 m durch den Sand laufen und dann ins auflaufende Wasser der Nordsee abbiegen. Vor dem Start nochmal ein Riesenschreck für mich, der Nasensteg an meiner Schwimmbrille ist gebrochen, und ohne Brille hätte ich die Strecke nicht bewältigen können (kann ja auch nicht ganz viel sehen ohne sie). Zum Glück habe ich sie provisorisch reparieren können und dann ging es los. Alle sind losgerannt wie verrückt und wir auch. Im flachen Wasser 18 °C warm, konnte man zuerst auch noch Laufen, aber als es bis zur Mitte des Oberschenkels reichte sind wir angefangen zu schwimmen, da schon mit Schnappatmung. Wegen des trüben Wetters war das Ziel auf Föhr schon an Land schlecht zu erkennen und im Wasser wurde es nicht besser. Bojen durften nicht gesetzt werden, es gab also keine, aber die Strecke wurde links und rechts von diversen Boten gesichert. Allerdings war dieser Korridor recht breit und durch die Strömung wurde man ständig abgetrieben und das auch noch in verschiedene Richtungen! Eigentlich hätten wir 2,5 km schwimmen sollen, aber am Ende hatten viele 3,2 – 3,5 km auf ihrem GPS-Gerät.
Olaf schaffte es, als 7. nach 44:36 Minuten aus dem Wasser, ich als 7. Frau nach 53:03 Minuten. Mehrfach hat man unterwegs durch die Strömung die Orientierung verloren und durch den Wellengang auch mal den einen oder anderen Hieb Salzwasser verschluckt. Das Haus des Gastes in Utersum, bei dem die Wechselzone sein sollte, kam auch einfach nicht näher! Endlich in Ufernähe angekommen fanden wir uns zwischen einigen ankernden Booten wieder und mussten auch erstmal den Schwimmausstieg suchen (der wäre aber eigentlich deutlich weiter links gewesen) Also musste man am Strand durch den weichen und tiefen Sand zur Wechselzone laufen, bestimmt ca. 300 m. Und es gab einige Hundert Zuschauer, die einen dicht gedrängten Korridor gebildet haben und jeden Athleten laufstark angefeuert haben, da konnte man sich natürlich keine Blöße geben und ist so schnell es ging durch den Sand gestapft.
In der Wechselzone musste man dann erstmal sein Rad finden, die Helfer haben einem zum Glück gut eingewiesen, aber dennoch ist es sehr ungewohnt gewesen, überhaupt nicht zu wissen, wo das Rad ist. Links neben den Rad lagen unsere Beutel, vorne der Radbeutel, hinten der Laufbeutel. Der Radbeutel wurde schnell ausgeschüttet, Helm auf, Startnummer um, Schuhe anziehen, Neo und andere Schwimmsachen in den gerade geleerten Beutel stopfen und dann raus aus der Wechselzone, Aufsteigen und Gas geben. Sofort wehte einem dann der heftige Gegenwind ins Gesicht, es wurde also nicht leichter. Es ging auf schmalen Wirtschaftswegen die aber gut asphaltiert waren, erst hinter dem Deich, dann vor dem Deich entlang und man musste nicht nur auf die Mitstreiter, sondern auch auf frei laufende Schafe achten (da gab es keinen Zaun, so wie bei uns üblich). Es mussten eine längere und eine kürzere Runde gefahren werden, die bis auf die Deichquerung total flach aber sehr windanfällig war. Olaf konnte etwas Zeit gut machen und fast den Besten Schwimmer, Jan Sibbersen einholen. Ich konnte zwei Frauen überholen und war dann in der Wechselzone 5. Frau.
Wieder in der Wechselzone hieß es Rad abstellen, jetzt wusste man ja, wo alles war, den Laubeutel schnappen und ausschütten, Schuhe anziehen, die Radsachen zurück in den Beutel stopfen und in Richtig Ufersteg laufen.
Hier gab es etwas ganz Besonderes. Immer 12 Personen wurden in einem Schnellboot (Schlauchboot mit 250 PS) nach Sylt übergesetzt. D. h. es wäre richtig blöd gewesen, als 13. oder 25. anzukommen, denn dann musste man solange warten, bis das Boot voll war! Olaf schaffte es als gesamt 7. ins 1. Boot, ich war im dritten Boot als 8. Person, zusammen mit einer anderen Frau, der bis dahin 4.
Die Überfahrt dauerte etwa 20 Minuten, die Nordsee war mittlerweile recht kabbelig und das Boot hüpfte förmlich über das Wasser, man musste sich richtig gut festhalten, also war wieder nichts mit Verschnaufen. Außerdem war es wirklich kalt, 18 °C, aber keine Sonne, der starke Wind und dann noch der Fahrwind. Brr. Einige Teilnehmer, darunter auch Olaf haben sich einen leeren blauen Müllsack übergestreift, aber ich hatte leider keinen.
Im Hafen in Hörnum auf Sylt angekommen, sind die ersten aus unseren Booten sofort an Land gesprungen und dadurch hatten wir beide das Pech, dass unsere Boote wieder etwas von der Hafenmauer abgetrieben sind. Die Fahrer mussten erst wieder heranfahren und dann konnten auch wir vom Boot springen und eine Metalltreppe hochlaufen. Und wieder diverse Zuschauer. Wieder sind alle los gerannt wie gestochen, wir aus meinem Boot natürlich auch und ich konnte die andere Frau abhängen. Ein kleines Stück lief man dann auf ebener Fläche, aber dann ging es auf einem Holzbohlenweg eine Düne hoch, wo es noch eine Sonderwertung („Bergwertung“) gab. Dann ging es sofort auf einem Schotterweg wieder steil herunter und da erwischte mich ein Krampf hinten im Oberschenkel, der war so schlimm, dass ich fast gar nicht mehr auftreten konnte und ich dachte schon, ich müsste aufgeben.
Unten angekommen ging es weiter auf einem flachen Radweg und dann ging der Krampf endlich weg. Natürlich hatte mich die andere Damen in der Zeit lange wieder überholt. Ich musste also wieder aufschließen, konnte sie dann aber etwa bei km 4 wieder einholen und war dann wieder 4. Olaf lief derweil vor bis auf Platz 4 bei den Herren, konnte aber die Führenden nicht einholen. Auf dem letzten Stück der Strecke ging es wieder durch die Dünen, wo ich die bis dahin 3. Frau überholen konnte, d. h. jetzt war ich Dritte (!) und dann durch den weichen Sand an den Strand, die letzten 3 von den 10,9 km am Strand entlang und auch hier wurde man ständig angefeuert, auch aus Caffees und Ferienwohnungen vom Balkon, zuletzt musste man dann durch ein kleines Waldstück und endlich war dann der Zielbogen in Sicht, die letzten 200 m allerdings wieder durch weichen Sand.
Das war wirklich hart, hat aber riesen Spaß gemacht. Olaf hat 3:05:56 Minuten benötigt und war dann 4., ihm fehlten nur 39 Sekunden zum 3. Platz, etwas ärgerlich. Ich war nach 3:28:52 Minuten im Ziel als 3. Frau.
Im Ziel bekamen die Teilnehmer nicht das gewohnte Zielbüffet aus Obst und Kuchen, sondern konnten Scampi, Salat und Gegrilltes bekommen und im Messebereich war auch der Hans-Grohe-Duschtruck, in dem man sich endlich das Salzwasser und den Sand, der sich überall abgesetzt hatte abspülen konnte.
Bei der Siegerehrung dann bekamen die Podiumsplatzieren neben den Preisen und einem Händedruck vom Weltmeister Daniel Unger (ich habe ein komplettes Triathlon-Outfit inkl. Schuhe von Zoot bekommen!) auch eine 1,5 l Flasche echter Champagner, von der erst etwas verspritzt, dann der Rest auf dem Heimweg, der erst mit dem Bus, dann mit dem Zug und wieder mit dem Bus zurück nach Dagebüll führt, ausgeleert wurde J. Um 22 Uhr konnten wir dort nach einem wirklich langen Tag alle unsere Sachen und die Räder wieder in Empfang nehmen.
Logistik und Organisation waren wirklich perfekt. Die Veranstaltung kann man echt empfehlen, ist aber sauhart und dauert einfach sehr lange und der Knock-Out-Modus ist sicherlich auch für viele nicht ohne (bei Ebbe, ab 16: 50 Uhr konnten die Schnellboote nicht mehr nach Sylt fahren, es hieß etwas 100 Teilnehmer hätten deshalb Laufstrecke und Ziel nicht mehr erreicht).