Im Kurort Vichy, der bekannt ist für seine vielen Heilquellen und in Zentral-Frankreich liegt, fanden Ende September die Europameisterschaften im Triathlon auf der Sprint- und Kurzdistanz statt. Kai und Olaf traten auf der Sprintdistanz an; auf die längere Strecke wurde verzichtet. Zum einen aufgrund diverser Gebrechen der beiden und weil es auch recht schwierig gewesen wäre, vier Fahrräder zu transportieren, denn die Sprintdistanz war mit Windschattenfreigabe beim Radfahren, die Kurzdistanz ohne.
Damit die Wettkampfstrecke nicht zu voll wurde, wurde das Sprintrennen dann auch in diverse Startgruppen unterteilt. So kam es, dass sich der Wettkampf insgesamt recht lang über den Vormittag hinzog. Kai startete zuerst, schon um 07:45 Uhr, mit allen Damen der AK 50-54. Die Sonne ging gerade erst über dem Lac d‘ Allier auf und es war recht kühl, mit 11 °C Lufttemperatur und 16 °C Wassertemperatur. Die 750 m Runde mit Wasserstart wurde dem entsprechend mit Neo geschwommen. Vorher wurde noch diskutiert, welche Bojen denn überhaupt umrundet werden müssten, denn die Kampfrichter sagten etwas anderes als bei der Wettkampfbesprechung erklärt worden war. Bereits hier zeigte sich, dass die ganze Veranstaltung etwas unorganisiert war, was man man sonst von Europameisterschaften nicht kennt.
Kai kam als Dritte aus dem aufgestauten Fluss und hatte einen leichten Rückstand auf eine Französin und eine Britin, konnte die beiden aber nach einem schnellen Wechsel auf der Radstrecke noch sehen und die ca. 200 m Lücke sehr schnell schließen. Rad gefahren wurden 19 km als drei Runden mit kaum Wind auf einer etwas kurvigen Wendepunktstrecke mit nur minimaler Steigung an einer Brücke über die Allier – allerdings im Linksverkehr. Nachdem Kai auf die beiden Führenden aufgeschlossen hatte, konnte sie sich einen kleinen Moment ausruhen, um dann in den Belgischen Kreisel einzusteigen. Sehr schnell stellte sich allerdings heraus, dass Kai stärker Rad fuhr als die beiden anderen, so dass der Großteil der Führungsarbeit bei Kai hängen blieb. Da Kai relativ schwach läuft, musste sie das Rennen auch von vorne bestreiten, also einen so großen Vorsprung wie möglich erreichen. Nach Verständigung in der zweiten Runde mit der Britin konnten beide die Französin um ca. 1,5 Minuten abhängen.
Die Kampfrichter waren dann offenbar total überrascht als die zwei Damen als Führende das Radfahren beenden wollten. An der Einfahrt zur Wechselzone stand noch ein Motorrad quer vor der Abstiegslinie und es war auch noch niemand vor Ort, um den korrekten Abstieg zu überwachen. Recht hektisch rannte dann eine Kampfrichterin mit ihrer Fahne zur Linie. Die Britin wechselte minimal schneller als Kai und ging als erste auf die Laufstrecke. Erwartungsgemäß konnte Kai nicht dranbleiben. Die Strecke war insgesamt relativ schlecht gekennzeichnet und abgesperrt. Teilweise war nicht nicht eindeutig zu erkennen, wo überhaupt entlanggelaufen werden musste. Die Britin hatte immerhin ein Führungsfahrrad, das auch Kai half, solange beide in Sichtweite waren. Die Französin holte Kai nach etwa 4 km ein und lief auch recht zügig vorbei, dranzubleiben war wieder nicht möglich. Endlich waren dann Wechselzone und Zielbogen in Sicht. Kurz vorher stand Bernd Knapp (DTU Vizepräsident und Betreuer der deutschen Altersklassenathleten vor Ort) am Rand der Laufstrecke, der Kai zurief „Vor der Wechselzone rechts und dann ist gegattert bis ins Ziel“. Ohne den Zuruf wäre Kai nicht klar gewesen, wo die Laufstrecke langging. Der Bereich war voll mit Leuten und nichts war gekennzeichnet – viele Athleten wollten gerade in der Wechselzone einchecken für die späteren Starts. Die Französin lief dann auch geradeaus weiter statt abzubiegen, so dass Kai sie fast noch wieder eingeholt hätte. Ein starker Endspurt der Französin verhinderte das und Kai gewann letztlich die Bronzemedaille mit eine Endzeit von 1:09:32. Damit hatte sie nur 9 Sekunden Rückstand auf die Zweitplatzierte und lag gut zwei Minuten vor der vierten. Die Britin bedankte sich im Anschluss bei Kai für die gute Führungsarbeit auf dem Rad und erzählte noch, dass das Führungsfahrrad sie auch kurz vor dem Ziel noch falsch geleitet hatte, nämlich noch mindestens 200 m länger.
Olafs Start war erst um 10.51 Uhr. Die äußeren Bedingungen hatten sich dadurch komplett geändert. Es war recht warm geworden, die Sonne schien und der Wind hatte aufgefrischt mit zum Teil kräftigen Böen. Außerdem musste Olaf in der dritten kleinen Startgruppe mit der AK Männer 55-59 seines Blocks, die nur wenige Minuten Abstand zu zwei vorherigen Gruppen hatte, starten. Für den starken Schwimmer bedeutete das, dass diverse schwächere Schwimmer „im Weg“ waren und umschwommen werden mussten. An der ersten Boje schwamm sehr überraschend dann auch bereits jemand im Brust-Stil! Olaf schaffte es im kabbeligen Wasser, als Dritter seiner Startgruppe das Schwimmen zu beenden, vor ihm ein Franzose und ein Brite. Auf der Radstrecke befand sich Olaf zwar „in“ einer kleinen Gruppe, jedoch versuchten viele der anderen Athleten sich nur im Windschatten zu verstecken, anstatt sich an der Führung zu beteiligen. Das lies Olaf zwar sauer aufstoßen, hinderte ihn aber nicht daran, ordentlich zu drücken. Olaf schaffte es so, die beiden Führenden einzuholen, wurde allerdings von einem Ungarn ein- und überholt. Diesem geschah jedoch offenbar ein Missgeschick beim zweiten Wechsel, wo er ca. 1 Minute verlor, d. h. Olaf ging als Führender auf die Laufstrecke! Orientierungsprobleme hatten die Männer nicht mehr, denn mittlerweile war die Laufstrecke etwas besser mit Flatterband und Hütchen abgesperrt worden und es war viel Betrieb aus den anderen Startgruppen. Leider wurde Olaf auf den nicht ganz 5 km von einem Belgier (dem späteren Sieger), einem Franzosen, sowie den beiden nach dem Schwimmen Führenden wieder überholt und konnte nicht dran bleiben, kam aber mit einem guten Fünften Platz ins Ziel.
Kai Sachtleber (ed. Conny Kranczioch)